Ich habe mich schon einige Male über Blogs geäussert, jedoch
nie in einem Blog. Als Kommunikationsminister interessiert mich, ob sich ein
Blog für den Meinungsaustausch eines Bundesrates mit anderen Menschen eignet
oder nicht.
Übersetzung für die Jugend:
Ich han mich ja scho öfters mal über die huere Blogs güsseret, aber no nie immene Blog. Ich bin ja Kommunikationsminister und da interessierts mich, ob sich e so en huere Blog zum Meinigustusch zwischem Bundesrat und eu huere Michi-Grinde eignet oder nöd.
Bedeutung:
Herr Leuenberger möchte den Blog als Kommunikationsplattform zwischen dem Bundesrat und den Menschen testen.
Dies ist nicht selbstverständlich. Ich kann beispielsweise nicht Bundesratsbeschlüsse zur Diskussion stellen. Ich könnte sie allenfalls erklären. Ich kann auch nicht neue wichtige Vorhaben oder Berichte im Blog kundtun. Die Öffentlichkeit will rechtsgleichen Informationszugang. Ich kann aber doch Einblick in die manchmal etwas vertrackten Zusammenhänge geben, gegenwärtig in die Diskussion um die künftige Energiepolitik:
Übersetzung für die Jugend:
Weisch man das isch alles nöd so easy wies usgseht. Ich chan nöd eifach Bundesratsbeschlüss zur Diskussion stelle. Ich chönt sie bestefalls erkläre, aber wer interessiert das scho. Ich chan auch kei wichtigi Vorhabe oder Bricht poste, schüscht chum i vo de Michelin und em Christoph en Mage Box is Gsicht über. D'Öffentlcihkeit will Informatione, ich chan aber trotzdem e chil en krasse iblick i die Vorgäng gäh, als Beispiel jetzt d'Diskussion zu de künftige Energy-Drink-Politik:
Bedeutung:
Herr Leuenberger steckt in einem Dilemma, da er nicht genau weiss was er in seinem Blog veröffentlichen kann und darf. Wichtige Berichte und Vorhaben des Bundesrates haben nicht in diesem Blog zu suchen.
Noch immer ist keine CO2-Abgabe beschlossen. Die Verzögerung liegt in der Diskussion um Gaskraftwerke. Ein Teil des Parlamentes will sie durch Auflagen verhindern, ein anderer Teil will sie nur so mit Auflagen belasten, dass sie immer noch Strom zu wettbewerbstauglichen Bedingungen produzieren können, und alle, auch der Bundesrat, wollen sie zwingen, ihren CO2-Ausstoss vollständig zu kompensieren.
Übersetzung für die Jugend:
No immer isch no kei CO2-Abgab blschlosse worde. Die Verzögerig liegt i der huere Diskussion um d’Gaskraftwärk. Ein krasse Teil vo de sieche wo im Parlament sitzed will sie mit dene Uflage verhindere und en andere Teil chlaut im Coop und will das die Wärk nur so viel zahle münd damit sie trotzdem no Strom produziere chönd. Alli wänd, au de Bundesrat, dass die Wärk ihre CO2-Usstoss vollständig dünd usglieche.
Bedeutung:
Bis jetzt ist immer noch keine CO2-Abgabe beschlossen worden, da sich weder das Parlament noch der Bundesrat einer Meinung sind.
In der Tat bringen uns die geplanten Gaskraftwerke in ein grosses Dilemma. Der Bundesrat ist der Meinung, wir brauchen sie, damit die Schweiz ausreichend mit Strom versorgt wird. Andererseits produzieren sie CO2, sind also klimaschädlich. Verbieten wir sie, werden sie doch gebaut, aber jenseits unserer Landesgrenzen. (Im Vergleich zu den heutigen Kohlekraftwerken z.B. in Deutschland sind sie weniger klimaschädlich.) Klimapolitisch fällt es aber überhaupt nicht ins Gewicht, wo das CO2 in die Atmosphäre entweicht. Je tiefer wir in die Materie dringen, desto komplexer sind die Fragen, die sich stellen. Kann man Gaskraftwerke überhaupt zwingen, ihren CO2-Ausstoss durch Begleitmassnahmen zu neutralisieren oder haben sie das Recht wie alle anderen, nur eine Abgabe zu zahlen? Was ist, wenn es dafür Gesetzesänderungen braucht, die dem Referendum unterstehen? Nun hat der Ständerat seine Beratungen unterbrochen und seine Kommission gebeten, die Sache noch gründlicher anzuschauen. Die Diskussionen gehen weiter.
Übersetzung für die Jugend:
Es isch voll so, dass die huere Gaskrafwärk es huere Schissdräck sind. De Bundesrat isch de Meinig das mir sie bruched sie, damit mir i de Schwiiiz gnug Strom händ. Anderesiets produziered sie CO2 und schlönd so eusere Umwält i d’Frässe. Wenn mer sie verbütet, werdets eifach bi dene Italos oder Franzose oder Dütsche baut. Klimapolitisch isch es so schiesse glich wo de CO2 d Umweltverschmutzt, eusi krass Atmosphäre isch trotzdem am verrecke. Je meh mehr über das Thema nadänked, je mehr münd mehr euse Grind astränge. Ischs überhaupt möglich d’Gaskraftwerk z’zwinge ihre CO2 Usstoss z’sänke oder münd sie au eifach nur en Abgab zahle? Was passiert wenn’s dafür e Gsetzesänderig brucht und öppers Referundum ergrifft? De Ständerat hat sin Chat unterbroche und e krassi Gangtar-Gruppe beuftreit das ganze voll z’analysiere.
Bedeutung:
Fragen tauchen auf, denn die Diskussion ist nicht so einfach wie sie scheint. Wenn Gaskraftwerke in der Schweiz verboten werden, dann werden sie einfach im nahen Ausland gebaut. Kann man Gaskraftwerke zwingen weniger CO2 auszustossen? Reicht eine hohe Abgabe? Braucht es dafür eine Gesetzesänderung? Was ist wenn das Referendum ergriffen wird? Der Ständerat hat die Lage erkannt und die Analyse des Problems einer Kommission übergeben.
Wenn das Parlament den Beschluss über die CO2-Abgabe an eine gesetzliche Regelung über Gaskraftwerke knüpft, dauert es noch viel länger, bis sie erhoben werden kann. Und: Wenn sich die Räte nicht einigen können, wird die CO2-Abgabe gar nicht eingeführt. Manchmal kommt es mir vor, als würden Ärzte am Bett eines Patienten stehen und unendlich lange die Methoden diskutieren, wie man ihn heilen sollte – bis es zu spät ist dafür.
Übersetzung für die Jugend:
Wenns Parlament das Ganze an e gsetzliche Regelig chnüpft, dänn durets no viel länger bis öppis passiert. Und wenn’s sich de Nationalrat und die andere PIMPs nöd einige chönd, dänn wird gar nüd gmacht. Mängisch chunts am Moritz so vor als würd er e paar Doktore zu luge wo so lang über en Patient berate bis er eifach verreckt.
Bedeutung:
Das Problem liegt jetzt bei den Räten, sie bestimmen wie es weitergeht. Doch zu lange darf nicht mehr gewartet werden.
Donnerstag, 15. März 2007
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